Fulvio Bianconi Vase 'Fazzoletto Zanfirico':: Venini

Seit den 1930er Jahren - und vor allem in den Nachkriegsjahren - spielte Venini & Co. eine führende Rolle bei der Wiederbelebung der hochwertigen italienischen Glasindustrie, indem es innovative modernistische Designer mit den geschickten Handwerkern in den jahrhundertealten Glaswerkstätten auf der venezianischen Insel Murano zusammenbrachte. Der Firmengründer Paolo Venini (1895-1959) war zwar selbst ein hochtalentierter Glasdesigner, doch sein wahres Genie bestand darin, zukunftsweisende italienische und internationale Designer in die heiligen Werkstätten von Murano einzuladen, um Venini-Stücke zu entwerfen - darunter Giò Ponti, Massimo Vignelli, der finnische Designer Tapio Wirkkala, Thomas Stearns aus den Vereinigten Staaten und Fulvio Bianconi.

Paolo Venini war eine Zeit lang als Anwalt tätig, obwohl seine Familie schon seit Generationen in der Glasherstellung tätig war. Nachdem er sich zunächst an einer venezianischen Glasfirma beteiligt hatte, übernahm er 1925 die Firma als sein eigenes Unternehmen, das unter seiner Leitung vor allem klassisch-barocke Entwürfe produzierte. Im Jahr 1932 stellte er den jungen Carlo Scarpa- der sich später als Architekt profilieren sollte - als seinen Chefdesigner ein. Scarpa arbeitete mit erfahrenen Glaskünstlern zusammen und modernisierte Venini vollständig, indem er einfache, reduzierte Formen, leuchtende Primärfarben und kühne Muster wie Streifen, Bänder und abstrakte Kompositionen einführte, die Querschnitte von murrine (Glasstäbe) verwendeten.

Als die besten Entwürfe von Paolo Venini gelten seine zweifarbigen Sanduhren Clessidre, die ab 1957 hergestellt wurden, und die Vase Fazzoletto ("Taschentuch"), die er 1949 zusammen mit Bianconi entwarf. Bianconis Meisterwerke werden von vielen als seine Pezzato-Werke angesehen - farbenfrohe Vasen mit Mustern, die denen eines Patchwork-Quilts ähneln. Weitere bemerkenswerte und sehr begehrte Vintage Venini Werke sind Pontis zweifarbige Flaschen mit Stopfen (um 1948); seltene Glasskulpturen aus der Doge Serie von Stearns, dem ersten Amerikaner, der für die Firma entwarf; Vignellis gestreifte Laternen aus den 1960er Jahren; die Occhi Vasen mit ösenförmigen Mustern von Tobia Scarpa (Sohn von Carlo); und, mit ihrer fast zenhaften Reinheit, die Bolle ("Bubbles") Flaschen, die von Wirkkala 1968 entworfen wurden. 

Mit diesen Werken - und vielen anderen von einigen der kreativen Titanen des 20. und 21. Jahrhunderts - hat Venini eines der wirklich großen Werke des modernen Designs geschaffen.

Mit einem Werk, das von der Illustration tausender Bücher und anderer Publikationen bis hin zu seiner Rolle als visionärer Glasmacher reicht, wird Fulvio Bianconi als einer der innovativsten interdisziplinären Künstler der Nachkriegszeit in Erinnerung bleiben.

Der 1915 in Ponte di Brenta geborene Bianconi zeigte schon früh ein großes Zeichentalent und verdiente als Jugendlicher Geld als Porträtist. In seiner Jugend arbeitete er auch als Dekorateurlehrling an den Glasöfen von Murano, wo er die Kunst der Glasherstellung kennenlernte.

1933 zog er nach Mailand, um eine Karriere als Grafiker einzuschlagen, und lernte dort den Maler Dino Villani kennen, der Beziehungen zu einigen der renommiertesten Mailänder Verlagshäuser und Werbefirmen unterhielt. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellte Bianconi jedoch seine Ambitionen als Grafiker ein und trat in die Armee ein. 1944 entkam er nur knapp den berüchtigten Via Rasella Nazirazzien im von den Deutschen besetzten Rom.

Nach dem Krieg ging Bianconi in die Glashütte Venini, wo er mit den Glasmeistern Ermete und Arturo Biassuto zusammenarbeitete, um Parfümflaschen für das Mailänder Parfümhaus Giviemme zu entwerfen. Bianconi wurde zu einem der einflussreichsten Glasdesigner von Venini - und wurde nach Carlo Scarpa zum künstlerischen Leiter ernannt. Er ist bekannt für seinen kühnen Einsatz von Farben, seinen modernen Stil und seine einzigartigen, verspielten Designs. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die Serie der Glasfiguren aus der Commedia dell'Arte, die bemerkenswert fließenden "Taschentuch"-Vasen und Schalen und die Patchwork-"Pezzato"-Technik, die 1950 auf der 25. Biennale von Venedig für Aufsehen sorgte.

Bianconi arbeitete mit mehreren anderen Glasstudios zusammen, darunter Cenedese im Jahr 1954 und Vistosi im Jahr 1963, und schuf dekorative Vasen, Schalen, Sanduhren und Skulpturen. Außerdem war er fast 30 Jahre lang Grafikdesigner beim italienischen Verlagshaus Garzanti. Bianconis Portfolio an Grafikdesign umfasste unter anderem Arbeiten für FIAT, Pathé und Pirelli.

Bianconis Glasarbeiten befinden sich in Museumssammlungen auf der ganzen Welt, darunter das Londoner Victoria and Albert Museum, das Museum of Modern Art und das Corning Museum of Glass in New York. Der Künstler starb 1996.

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